Mobiltelefon
Mutig war, dass ich als Minderjähriger Ende 16/Anfang 17 eine Entscheidung getroffen habeund ins Risiko gegangen bin für ein besseres Leben, eine bessere Bildung und ein sicheresLeben ohne Todesangst. Der Fluchtweg war das Hindernis. Mit diesem Handy habe ich dieKontakte geknüpft und die Informationen erhalten und bin zu den Leuten gestoßen, diedasselbe Ziel hatten. Und so fing das Abenteuer an. Mutig war, alles hinter sich zu lassen:Freunde, Familie, zu Hause, Heimat – und zu starten.
Pass
Mutig war, dass ich versteckt habe, dass ich minderjährig bin. Sonst hätte ich nicht weitergedurft. Ohne Erlaubnis der Eltern hätte ich nicht reisen dürfen und meine Eltern waren nicht da. Daher habe ich den Pass versteckt. Mit dem Pass verbinde ich Identifikation, ein Stück Heimat, das mir geblieben ist. Dazu gehört ein Gefühl von innerer Zerrissenheit: Ich wusste nicht, als was ich mich identifizieren kann. Ich wusste nicht, ob ich je dazugehören würde. Mutig war, mich im neuen Land durchzusetzen, obwohl ich mich fremd und nicht so akzeptiert gefühlt habe.
Pfeife
Diese Pfeife gehörte zu der Schwimmweste, die ich auf dem Schlauchboot an hatte. Beim Einstieg aufs Boot wusste ich,
„jetzt gibt’s kein zurück“. Ich wusste nicht, was die Schmuggler machen. Mutig war diese Entscheidung des jetzt zieh‘ ich weiter, jetzt gibt’s kein zurück. Dann hofft man, dass man irgendwann ankommt. Man sieht den Tod vor den Augen: Es ist
Nacht und alles schwarz. in der Ferne die Lichter als das Ziel, sie haben die Hoffnung symbolisiert – ganz weit weg. Du siehst nur, was der Mond zeigt. Jede Sekunde hast du Angst, dass das Boot wegen der hohen Wellen umkippt und ich ertrinke.
Wenn ich die Lichter angucke in der Ferne, dann denke ich, das ist die Hoffnung. In einem Moment blieb das Boot stehen und du hoffst einfach, dass es weitergeht. Du darfst nicht zweifeln, du darfst nicht zu viel Angst vor dem Tod haben. Ich mache einfach weiter. Wenn ich sterbe, dann sterbe ich, wenn ich lebe, dann lebe ich, dann habe ich Glück gehabt.
Jacke
Ein Teil der Flucht bestand aus Fußweg durch den Wald. Wir wurden mehrmals an den Grenzen
zurückgeschickt. Einmal sind wir vor einer Mafiagruppe weggerannt. Wir haben’s weiter durchgezogen – Prinzip alles oder nichts. Müdigkeit, Regen, Matsch, demütig, Erniedrigung durch die Blicke und die Polizisten der Durchgangsländer – dabei hatte ich diese Jacke an. Das Geld war dort in der Kapuze versteckt und eingenäht. Ohne dieses Geld hätte ich nicht weiter können. Mutig war, dass ich mich durchgesetzt habe, dass ich die Entscheidung gefällt habe: Egal, was passieren soll, wird passieren, egal.
Basketballschuhe
Basketball hat mir geholfen, um aus der Sache rauszukommen: Druck und Stress abbauen, Entlastung von den negativen psychischen Gedanken, von Depression und Traurigkeit, Entlastung vom Zornig-sein, vom Sauer-sein. Mutig war’s, in die neue Gesellschaft reinzukommen, Ähnlichkeiten suchen, andere Leute, Kontakte.
Ich hab Freunde kennengelernt, die mich unterstützt haben. Hab so meinen besten Freund kennengelernt. Der sagt mir jederzeit: „Mach weiter, ich bin stolz auf dich, du hast viel erreicht, du darfst nicht aufgeben“. Das gibt einen Push nach oben.
Auf der Sohle meiner Basketballschuhe steht klein “I can do all things“. Deswegen hab ich auch die Schuhe gekauft, ich hatte den Spruch im Internet gelesen. Man denkt: Nichts ist unmöglich. Und als Beweis: Die Person, die ich heute bin, ich hab viel erreicht.